➽ Laudator Micha Flesch, Kulturbeauftragter Bistum Trier | Laudatio | its-people
➽ Katalog it‘s people | Heike Krüger
Mit meinem Kunstprojekt „it’s people“ klage ich gegen die universelle Entwürdigung des Menschen im Hier und Heute.
Mädchen mit Tiger | ashes to ashes
Dieses Werk widme ich der Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Wie Malala kurz vor dem grausamen Attentat der Taliban könnte auch dieses Mädchen mit seinem Stofftiger unter dem Arm auf dem Schulweg sein. Sie schaut noch aufrecht und vielleicht ahnt auch sie, dass nur Bildung der Ausweg aus Versklavung, Zwangsverheiratung und am Ende auch Ermordung von indischen Frauen sein kann, weist der Bildtitel „ashes to ashes“ doch auf die heute noch praktizierte Witwenverbrennung hin. Indien und Pakistan zählen zu den gefährlichsten Ländern für Frauen weltweit.
Nackt, unschuldig und (noch) durch seine Körperhaltung ausdrückend: selbstbewusst, ungebrochen, neugierig, im Aufbruch, bewegt sie sich auf ihr Gegenüber zu. Ihr einziger Begleiter ist der Stofftiger, doch der starke, beschützende Tiger gehört selbst zu einer bedrohten Art.
it‘s people. Malala Yousafzai.
Malala Yousafzai überzeugt so sehr, weil sie nichts und niemanden für ihre Sache instrumentalisiert. Ihre tiefe Gewissheit, dass Bildung wichtigste Grundlage und Wesensart von Humanität ist, formuliert sie in einfachsten Sätzen: „Millionen von Kindern warten auf unsere Hilfe. Diese Kinder wollen kein i-Phone und keine Playstation, sie wollen nur ein Buch und einen Stift.“
Spuren | lost
Eine Anklage dennoch heute noch praktizierte Witwenverbrennung. Indien und Pakistan zählen zu den gefährlichsten Ländern für Frauen weltweit. Die Hand einer Sari, die Krallenspuren des ebenso sehr gefährdeten Tigers überdecken sich.
Soylent Green 73 | Glyphosat 13
Das Jahr 2022, „Die überleben wollen“ oder „Soylent Green“ im Originaltitel war einer der ersten Öko-Thriller. Der Film von 1973 beschreibt ein New York im Jahr 2022, in dem 40 Millionen Menschen leben. Außerhalb der Stadt ist die Erde verwüstet und in der Stadt fehlt es an Luft, Wasser und Nahrung. Schon lange versorgt der Nahrungsmittelkonzern „Soylent“ (Soy = Soja, Lent = Linse) das Volk mit seinen synthetischen Produkten „Soylent Red“ und „Soylent Yellow“. Neu und deutlich schmackhafter und nahrhafter ist „Soylent Green“, bei dessen wöchentlicher Verteilung es regelmäßig zu Tumulten kommt. „Soylent Green is people“ – Soylent Grün ist Menschenfleisch, lautet die grausame Wahrheit am Ende des Films.
Es sind keine zehn Jahre mehr bis 2022 und es gibt bereits Megastädte mit 40 Millionen Einwohnern. Mit genmanipulierten Nahrungsmitteln und massivem Einsatz von Herbiziden und Pestiziden wird versucht, so sagt man uns, der sich verschärfenden Lebensmittelverknappung entgegen zu wirken. Die Meere sind weitgehend leergefischt und in Aquakulturen ernähren sich Lachse und Garnelen von ihren eigenen medikamentenverseuchten Exkrementen.
it‘s people. Glyphosat.
Gentechnik oder Biogenetik erreicht aktuell einen besorgniserregenden Zustand. Was jahrzehntelang im Rahmen von wissenschaftlichen Aspekten betrachtet wurde, erfährt inzwischen eine globale Tragweite. Die Folgen, die uns unmittelbar bevorstehen oder längst Einzug gehalten haben, sind dramatisch. Es geht um Ethik, Politik, Gesundheit und vor allem um wirtschaftliche Interessen. Es ist nicht einmal übertrieben, zu behaupten es geht schlicht um die Weltherrschaft. Ein Name, Monsanto
Alla’s Wiegenlied 10/13 | Alla‘s Lullaby
Die Gefahr, das Aussen, die bedrohlichen Untiefen (des Lebens). Die Wellen schaukeln das kleine Boot rhythmisch zu einem imaginären Wiegenlied…
Alla ist eine Region in Eritrea, in der es viele Gefangenenlager gibt. Eine Hölle für diejenigen, die oftmals alleine wegen ihres Glaubens oder ihrer politischen Meinung inhaftiert sind. Die Bedingungen dort sind menschenunwürdig. Gefangene werden in Containern „gehalten“, gnadenloser Hitze am Tag und eisiger Kälte in der Nacht ausgesetzt, schreckliche Folter ist an der Tagesordnung. Eines der Lager heißt Alla.
it‘s people. Refugies.
10/13 Ten Thirteen Vor der Küste der Insel Lampedusa sank ein mit etwa 545 Flüchtlingen aus Somalia und Eritrea beladener 20 Meter langer Kutter, der aus der libyschen Hafenstadt Misrata kam.
Wie verzweifelt müssen Menschen sein, sich auf den mörderischen Weg über das Meer zu machen? Diese Arbeit nennt Heike Krüger nach dem eritreischen Militärlager „Allas Wiegenlied“. Im winzigen Schlauchboot zeigt sie bewusst eine universelle Familie auf der Flucht, nicht von negrider oder sonst wie zuzuordnender Herkunft. Es geht nicht um afrikanische oder sonstige Migranten, es geht nicht um vermeintlich potenzielle Kriminelle oder Faulenzer,es geht immer nur um Menschen.
GRRL | voices
GRRL – auch Riot GRRL-Movement.
Mitglieder der Pussy-Riots sind auch FEMEN-Aktivistinnen
Empört haben sich die jungen Frauen von „Pussy Riot“. Mit ihrem Punk-Gebet in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale klagen sie den nach ihren Worten Diktator Putin und die Hörigkeit und Unterwürfigkeit des Patriarchen Kyrill an, der Putin im Wahlkampf unterstützte. Am Schluss des Songs heißt es:
„Der Patriarch glaubt an Putin. Besser sollte er, der Hund, an Gott glauben!
Songtext aus: Pussy Riot | Punk-Gebet
Kämpfe für das Recht, vergiss den Ritus. Beteilige dich an unserem Protest, Heilige Jungfrau!
it‘s people. Pussy Riot.
In ihrem Schriftwechsel mit dem Philosophen Slavoj Žižek widerspricht Nadeschda Tolokonnikowa der ihr zugedachten Rolle als aufrechte Jeanne d’Arc im reißenden Strom des haltlosen männlichen Kapitalismus. Sie möchte nicht „Märtyrerin des kritischen Bewusstseins, sondern Nachfolgerin der Heiligen Narren, Wahnsinnigen und Kinder sein, die an das Wunder der Verwandlung glaubten“. Im Innersten sind wir alle auch Narren, und dieser Narr in uns weiß um die Freiheit seines Geistes, kennt seine eigene Ordnung. Der Narr stellt das Scheitern vor den Erfolg, setzt die Wahrheit vor das eigene Leben. Und er geht damit in die Öffentlichkeit.
Mutter Gottes | vertreibe Putin
Diese Ikone ist meine Hommage an die Frauenband.
>>Pussy Riot versteht sich als komplett weibliches, autonomes Kollektiv, das für seine Shows kein Geld verlangt. Die Videos werden im Netz kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Gruppe veranstaltet die Performances an öffentlichen Orten immer illegal. Das Kollektiv spricht sich gegen jeglichen Personenkult und gegen Hierarchien aus. Masken trägt die Gruppe nach eigenen Angaben, weil sie gegen die Idee ist, mit weiblichen Gesichtern als Markenzeichen zu werben.
Nadeschda Andrejewna Tolokonnikowa (* 7. November 1989) stammt aus Sibirien, studierte in Moskau Philosophie und lernte dort ihren späteren Mann Pjotr Wersilow kennen. Wersilow nahm am 15. Juli 2018 an der Aktion bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 teil und litt im September 2018 an Vergiftungserscheinungen. Gemeinsam waren sie Mitbegründer der Künstlergruppe Woina (Krieg), die mit Straßenkunst politische Provokation betrieb und durch Protestaktionen gegen die Staatsmacht bekannt wurde.
Jekaterina Stanislawowna Samuzewitsch (* 9. August 1982) arbeitete als Programmiererin beim Rüstungskonzern Morinformsistema-Agat, bevor sie sich an einer Fotoschule einschrieb und ebenfalls zu Woina stieß.
Marija Wladimirowna Aljochina (* 6. Juni 1988) studierte in Moskau Journalistik, engagierte sich für Umweltprojekte und psychisch kranke Kinder.
Von den Masterwoods nehme ich Drucke ab. Oftmals nur einen einzigen.
it‘s people., unique prints | Linoldruckfarbe auf Japanpapier | 64 x 90 cm