Hero image: Project CoCon, Compagnie Irene K. und Skulpturen von Werner Bitzigeio
Performance mit Irene Kalbusch und Werner Bitzigeio
04. September 2010
Tänzer Masami Sakurai, Hiroshi Wakamatsu
Die Darbietung in der 10. Langen Nacht der Museen in Koblenz in der Galerie Krüger ist eine gemeinsame Entwicklung von Irene Kalbusch, zeitgenössische Tanz-Compagnie Irene K. aus Eupen, und Werner Bitzigeio, dem studierten,freischaffendern Künstler aus Winterspelt.
Das zeitgenössische Tanzprojekt CoCon
Mit dem Projekt „CoCon“ tritt Werner Bitzigeio in die zeitbezogene gesellschaftliche Kunstform der „sozialen Plastik“ ein. Mehrere Gemeinschaftsproduktionen mit der Tänzerin Irene K(albusch) werden als performative Bildung erlebbar. In wechselnden Kunstereignissen im öffentlichen Raum haben die beiden Raumformen wie z. B. einfache Stahlwand-Kuben zusammen mit Tanzformationen (auch Gruppen und Ausdruckstanz) als wechselseitige Resonanzkörper bespielt. Bei den CoCons versteht sich die künstlerische Performance noch mehr als individuelles Ritual der Tanzenden.
Es liegt in ihrem Wesen, dass die Natur immer wieder neue Formen schafft. Sie besteht aus lebender Materie, in der alle Kreaturen miteinander kommunizieren. Verbunden durch den Fluss des Lebens, verschmelzen sie ineinander und tauschen ihre Formen aus. Die Körper verwandeln sich, die Geschlechter vermischen sich.
Von der bewegungslosen Ausgangsposition der Kokons geht eine unaufhaltsame Metamorphose aus: Mensch-Insekten nehmen immer wieder neue Gestalten an. Ihre Körper scheinen mal menschlich, mal animalisch. Und schließlich erlischt das Leben in der Körperhülle, denn die stetige Metamorphose hält schon wieder eine neue Hülle bereit. PE-Folie und Eisendraht sind in der Regel nicht die Stoffe, aus denen sich das Leben spinnt. Trotzdem liefern Werner Bitzigeios Installationen »Erd-Raum I-III« und »Cocons« den Impuls für eine Choreographie, die sich in besonderer Weise in das Material verstrickt. Oder geht sie aus diesem hervor?
Die Choreographie der Compagnie Irene K.
Die ausgebildete Tänzerin Irene Borguet-Kalbusch gründeten ihre Compagnie Irene K. 1977. Sie koordiniert Workshops und pädagogische Projekte und schafft mit Vorliebe Performances für den öffentlichen Raum. Sie mag es, ihren Tanz dem Umfeld und der Architektur zu öffnen, indem sie ihn integriert, gegenüberstellt oder gar bewusst ignoriert. Diese Arbeit schafft nicht nur Beziehungen zu einer Bank, einem Baum, einer Mauer … sondern auch zu den Einwohnern und den Passanten. Eine besondere Beziehung entsteht: die Kunst trifft, überrascht, vergnügt und irritiert, sie lässt jedoch keinen gleichgültig. Irene Borguet-Kalbusch arbeitet regelmäßig in interdisziplinären Projekten.
Eigens für die Galerie Krüger konzipiert Irene Kalbusch eine Performance, die sowohl die offene Architektur des 50er-Jahre-Raums wie auch unsichtbar Trennende zwischen dem Innen und Außen.
Durch die Wechselwirkung von Choreographie, Licht und Musik hat Irene Borguet-Kalbusch mit der 1977 gegründeten Compagnie Irene K. eine Atmosphäre geschaffen, die der Zuschauer emotional auf sich wirken lassen kann, die ihn in eine intellektuell nicht erfassbare Welt versetzt – eine Definition von Empfindungen und Assoziationen wird wahrscheinlich eine Verzerrung des Erlebten nach sich ziehen.
„Wir werden die Reise gemeinsam antreten – und doch wird jeder von Ihnen allein reisen. Sie werden in eine Welt geführt, in der Ihnen bekannte Situationen begegnen. Sie werden mit künstlerischen Strukturen konfrontiert, die Sie in die Transzendenz entführen.
Wir wünschen Ihnen in diesen schöpferischen Zeiträumen eine herrliche Reise und ein Erlebnis der ganz besonderen Art.“
Werner Bitzigeio
Seine Arbeiten steht das Material Eisendraht an erster Stelle. Das Wickeln von Draht – sei es in sphärischen oder in kubischen Elementen – dient einer besonderen Art der Ästhetisierung des spröden und später rostigen Materials. Seine regelhafte Gestaltung in stetem Neben- oder Umeinanderwickeln schafft im Betrachtenden meditative Züge. Sie beruhigen und ziehen zugleich in einen hermetischen Sog des Gleichmaßes. Seine Arbeiten in Kunststoff entwickeln sich ebenfalls ganz sinnfällig aus den vorausgegangenen Wickelarbeiten. Sie machen den Zwischenraum zur transparenten oder opak-seidig schimmernden dynamischen Fläche und weisen zudem ganz besonders auf das Motiv der raum-zeitlichen Entwicklung, d. h. in ihrer Bezeichnung als „CoCons“ hin. Die CoCons bestehen aus verschweißten Eisenstäben mit einer thermoplastischen Bespannung.
Das Projekt CoCons steht für die metamorphosische Entwicklung der Zeit, die nicht wirklich steuerbar ist. Permanente Handlungen und Entscheidungen in allen verantwortlichen Gattungen erzeugen eine Latente Dynamik zu einem der beiden Pole (Krieg und Frieden). Diese latente Dynamik (Metamorphose) bringt immer ihren Mutanten zur Welt.
Compagnie Irene K.
Die zeitgenössische Tanzkompanie wurde 1977 unter der künstlerischen Leitung von Irene Kalbusch gegründet und für die jeweiligen Kreationen arbeitet sie mit professionellen Tänzern verschiedener Nationalitäten. Parallel zur Tanzausbildung im Studio leistet Irene K. gezielte pädagogische Arbeit in den Schulen.
Die Compagnie hat sich einen Stil angeeignet, der dem zeitgenössischen Tanztheater zuzuordnen ist. Die Musik wird jeweils zur Choreographie komponiert und mitunter auch live interpretiert.
Außerhalb des Repertoires bietet die Compagnie Irene K. „Vorführungen nach Maß“ an, und diese Performances werden für einen besonderen Anlass oder einen bestimmten Ort speziell erarbeitet.
Die Tanzperformance CoCon ist eines von vielen Projekten, die durch die jahrelange Zusammenarbeit von Irene Kalbusch und Werner Bitzigeio entstanden sind, denn Werner Bitzigeio hat bereits mehrere Szenografien für Produktionen der Compagnie Irene K. realisiert, wie zum Beispiel „Ombres et fragments“ in 1994, und „Toledo“ in 2003.
Eine gemeinsame Seele verbindet die beiden Künstler und erlaubt es, dass sie dieselben Themen in verschiedenen Kunstrichtungen zum Ausdruck zu bringen. In dieser Performance „CoCon“, durch zwei Tänzer interpretiert, verbinden beide Künstler die Thematik der Polarität, der Dynamik und der Metamorphose. Seit 2001 hat die Compagnie einen Sitz in Deutschland unter dem Namen Compagnie Irene K. ArtSinnThese e.V.