In den Arbeiten von Werner Bitzigeio steht das Material Eisendraht an erster Stelle. Das Wickeln von Draht – sei es in sphärischen oder in kubischen Elementen – dient einer besonderen Art der Ästhetisierung des spröden und später rostigen Materials. Seine regelhafte Gestaltung in stetem Neben- oder Umeinanderwickeln schafft im Betrachtenden meditative Züge. Sie beruhigen und ziehen zugleich in einen hermetischen Sog des Gleichmaßes.
CoCon
Seine Arbeiten in Kunststoff entwickeln sich ebenfalls ganz sinnfällig aus den vorausgegangenen Wickelarbeiten. Sie machen den Zwischenraum zur transparenten oder opak-seidig schimmernden dynamischen Fläche. Damit weisen sie zudem ganz besonders auf das Motiv der raum-zeitlichen Entwicklung, d. h. in ihrer Bezeichnung als „CoCons“ hin. Die CoCons bestehen aus verschweißten Eisenstäben mit einer thermoplastischen Bespannung.
Zwischenraum Niemandsland – das Jahresthema der Galerie Krüger
Sieben Künstler zeigen im Ablauf des Jahres ihre Werke, die sich mit dem künstlerischen Thema der BUGA, „Werden und Vergehen“, auf unterschiedliche Art auseinander setzen. In ihren Exponaten und Installationen, die zum großen Teil speziell für das Projekt in der Galerie entstehen, suchen sie die Zwischenräume innerhalb des Zyklus‘ von Werden, Wandlung und Vergehen zu definieren.
Schon bei unserer ersten Zusammenarbeit im Rahmen der Museumsnacht 2010 bin ich von seinem Projekt CoCons fasziniert. Für mein diesjähriges Thema Zwischenraum Niemandsland ist die Installation seiner Cocons in meinem Galerieraum in mehrerer Hinsicht absolut perfekt, denn die CoCons versinnbildlichen die metamorphosische Entwicklung der Zeit, und die zarte Membran definiert Räume – auch die für uns nicht wirklich.
Die künstlerische Aussage Werner Bitzigeio
Ziel des übergeordneten Konzepts ist es, aus den individuellen Leistungen ein Gesamtbild entstehen zu lassen, so dass die Gesetzmäßigkeit, nach denen dynamische Prozesse, Wandlungen, im Bereich des Lebendigen ablaufen, inszeniert wird.
Die Werke stehen visuell wie auch inhaltlich im Zusammenhang, so dass sie eine Vernetzung bilden. Sie führen den Besucher der Galerie in einen Raum, der sich zu einem Zwischenraum wandelt.
Das Projekt CoCon
Die Installation definiert nicht monumental einen konkreten Raum, sondern weist Transparenz, Kleingliedrigkeit, dynamische Zusammenhänge – wie sie in der Natur vorherrschen – auf, um doch als ein synthetischer, von Menschenhand geschaffener Körper empfunden werden zu können. Mit anderen Worten, beide Materialien gehen in sich selbst und mit dem umgebenden Raum eine Symbiose ein.
Das Projekt CoCon steht für die metamorphosische Entwicklung der Zeit, die nicht wirklich steuerbar ist. Permanente Handlungen und Entscheidungen in allen verantwortlichen Gattungen erzeugen eine latente Dynamik zu einem der beiden Pole (Krieg und Frieden), so dass diese latente Dynamik (Metamorphose) immer ihren Mutanten zur Welt bringt.
mehr gemeinsame Projekte mit Werner Bitzigeio
Mit dem Kokon, jenem geschützten Zwischenstadium zwischen Raupe und Schmetterling, hat der in der Eifel lebende Künstler in Zusammenarbeit mit der Choreographin Irene Borguet-Kalbusch eine Form gewählt, die als Bild gleichermaßen für Abgeschlossenheit und innere Fülle wie für Aufbruch und Wandlung steht. Die Performance der Tanzcompognie Irene K. habe ich in meiner Galerie im Rahmen der Museumsnacht Koblenz 2010 gezeigt und die Performance war so überzeugend, dass ich mir eine erneute Zusammenarbeit wünschte.
Über die Arbeit von Werner Bitzigeio
In seiner Arbeit bringt Bitzigeio gegensätzliche Materialien in ihrer spezifischen Eigenart zusammen. Zäher Stahldraht und transparente Folie. Dabei wird Draht einfach von der Rolle in seiner natürlichen runden Wicklung belassen, auseinander gezogen und punktuell verschweißt, so dass ein organisch wirkendes Drahtgerüst sichtbar wird. Auf der anderen Seite verwendet er transluzente Thermoplast-Folie, die wie ein Strumpf über das Drahtgerüst geschoben und auf 200 Grad erhitzt wird. Dadurch spannt sie sich wie eine Haut über das Drahtgerüst und zieht sich zwischen dem Drahtgerüst konkav zusammen. Es bildet sich ein formaler Rhythmus, der an organische Strukturen erinnert.
Eine primäre Aussage in Werner Bitzigeios Arbeit konzentriert sich auf die Möglichkeit, dass der eigentliche Schaffensprozess von jedem Betrachter nachvollzogen werden kann, das gilt dabei für sämtliche Arbeitsgänge. Statische Konstruktionen bleiben logisch und offen, um in die Geste des Machens völligen Einblick zu lassen.