Hero image: eyes wide open | Gruppenausstellung, Gallery Art Project
Mein Credo ist: Kunst muss sich einmischen und Stellung beziehen.
Dies erscheint mir so wichtig wie noch nie. Deshalb zeige ich in dieser Gruppenausstellung, zu der ich Ute Bernhard, Peter Goehlen, Firouzeh Görgen-Oussuli und Markus Redert eingeladen habe, authentische künstlerische Arbeit.
Mit unterschiedlichsten konzeptuellen und ästhetischen Ansätzen reflektiert das Künstlerteam die Frage nach eigenen und kollektiven Wurzeln, zitieren dabei tradierte Ausdrucksformen und entwickeln zur gleichen Zeit eine ganz eigene Sprache.
eyes wide open Gruppenausstellung vom 24. Februar – 10. April 2016
Die Kraft der zeitgenössischen Kunst
Mit der ausformulierten Botschaft eyes wide open fordere ich auf, den tagesaktuellen Overkill der Nachrichtenpolitk zu enttarnen und den Fokus auf die Gundfesten zu legen. Was trägt die menschliche Existenz, und was prägt unser Leben? Um dies zu beantworten, braucht es eine Kunst, die raffiniert und kreativ genug ist, sich in gesellschaftliche Transformationsprozesse einzubringen.
eyes wide open – Das Potential der Gruppenausstellung
Die teilnehmenden Künstler setzen dabei auf gemeinsame, kollektive Einsätze. Jedes Projekt verlangte einen enormen Aufwand seitens der Künstler. Eine Gruppenausstellung jedoch ist eine besondere Herausforderung. Die Gemeinschaft setzt auf Solidarität statt auf Wettbewerb und weckt dadurch ein ganz besonderes Potential.
Ute Bernhard
Die Koblenzer Künstlerin präsentiert eine neue Serie von Leinwandarbeiten. Die mehrteiligen Arbeiten von Ute Bernhard zeigen eine Weiterentwicklung ihres vertraut Geschriebenen, dass sich zunehmend unvertraut malerisch auflöst. Auf improvisierende Weise reagiert sie mit malerischen Mitteln auf die von ihr verfasste Lyrik. ,Der Morgen‘ zum Beispiel ist eine Arbeit betitelt, die Lyrisches mit dem Spiel von Wellen und Wasser verbindet. Kombiniert habe ich diese neuen Gemälde mit Lyrik der Künstlerin, die teils direkt an den Wänden von mir als Frottage angebracht wurden, vor allem aber auch als Lichtprojektion an einer Außenhauswand in den Abendstunden zu lesen war.
Peter Goehlen
Das Material Holz und Metall wählt der Künstler für seine ausgestellten Objekte Tore. Wie auch die Materialien als lebendige Werkstoff esymbolisch für Zustandsveränderungen stehten, so steht das Tor für die Wandlung, für das Hindurch schreiten, um von einem Raum zum anderen zu gelangen.
Das Tor selbst nimmt sowohl selbst einen Raum ein und bildet in seinem Durchgang einen Zwischenraum zwischen zwei Seiten. Tore verbinden, eröffnen neue Räume, man kann durch sie hindurchschreiten, wandeln und sich verwandeln.
Jiři Keuthen
Kernstück der Ausstellung sind die Bildkompositionen des 2007 in Holstein früh verstorbenen Jiři Keuthen. Seines Œuvres nehme ich mich besonders intensiv an. Jiři Keuthen arbeitet gern mit kraftvollen, eindeutigen Symbolen, wie bei seinem in Öl auf Leinwand gemalten ,Elfenbeiturm‘. Das Werk hat der Künstler so aufge- und durchgebrochen, dass er zur egoistischen Abschottung, gegen die der Künstler lebenslang Sturm lief, garantiert nicht taugt.
Ute Krautkrämer
In der Arbeitsserie „Spurensicherung“ beschäftigt sich Ute Krautkremer mit der Konservierung und Verarbeitung von Zeitspuren, die Verfall und Auflösung beinhalten. Sie arbeitet mit Formen und Strukturen aus ihrem unmittelbaren Umfeld und mit Fundstücken, die sie gezielt an „Erinnerungsorten“ sammlet, um sie in neue inhaltliche und ästhetische Zusammenhänge zu bringen.
Die Baumstücke aus der Installation „Mamas Nussbaum“ stammen von einem persönlichen Erinnerungsort. Die frei im Raum installierte Arbeit täuscht durch ihre scheinbare Echtheit vor, dass das Ausgangsobjekt noch real vorhanden und zu erkennen ist. Jedoch sind nur Hüllen, Hohlräume zu sehen, die Fragilität und Hinfälligkeit suggerieren. Der Ausstellungsort wird neu definiert und verwandelt, er selbst wird zum „Erinnerungsraum“.
Firouzeh Görgen-Ossouli
Firouzeh Görgen-Ossouli hingegen bewegt ihre Kamera so rasend schnell, dass sich das fotografierte Naturmotiv in einen Wirbel von Strichen verwandelt. Für sie führt alles ein Eigenleben und ist voller Widersprüche. Die Bewegung in der Rast, die Explosion in der Stille, die Einsamkeit in der Fülle, das Fremde in der Heimat, den entscheidenden Moment davor oder danach – mit ihrer Kamera malt die aus dem Iran stammende Fotokünstlerin Bilder. >> Mich interessiert nicht die Wirklichkeit und ihre Dokumentation, sondern die besondere Stimmung, die sie für mich ausstrahlt.
Diese Stimmung möchte ich festhalten und zeigen. Auf der Suche nach einer adäquaten Form entstanden die abstrakten Fotogemälde << so die Künstlerin über ihre Arbeit.
Markus Redert
Der Fotokünstler isoliert Licht von der Gegenständlichkeit, versucht, den Rhythmus und die Wirkung der künstliche Stadtbeleuchtung durch technische Mittel wie Doppelbelichtungen, Bewegung, Verschwenkung und Überlagerung zu übersetzen. Dadurch entstehen neue, ungesehene und unbekannte Lichtformen und Lichtkörper.
Das Spiel und das Experiment mit Licht wird bei den ausgestellten Arbeiten um die Dimension der Architektur erweitert. Markus Redert benutzt die Beleuchtung der spiegelnden Fassaden, um Begriffe wie Statik und Bauform aufzuheben und neu zu interpretieren.
Interessant ist es, wie sich die eigene Wahrnehmung auf dieses Experiment durch die Entwicklung der letzten Monate verändert. Die aktuelle Arbeit veranschaulicht symbolisch den Zusammenbruch des globalisierten Bankensystems. Das Tanzen der Wände führt nicht zur Schwerelosigkeit sondern zur Zerstörung. Die weitere Entwicklung bleibt ungewiß.