Hero image: Firouzeh Görgen-Ossouli, Fluchtblicke – escapes
3. Ausstellung Gallery Art Project ,Zwischenraum – Niemandsland‘
13. Mai bis 26. Juni 2011
➽ Katalog Fluchtblicke – escapes | Firouzeh Görgen-Ossouli © Heike Krüger
Die Galerie Krüger begleitet mit der Ausstellungsreihe Zwischenraum – Niemandsland die Bundesgartenschau 2011 – Koblenz verwandelt. Sieben Künstler zeigen im Ablauf des Jahres Werke, die sich mit dem künstlerischen Thema der BUGA, „Werden und Vergehen“, auf unterschiedliche Art auseinander setzen. In ihren Exponaten und Installationen, die zum großen Teil speziell für das Projekt in der Galerie entstehen, suchen sie die Zwischenräume innerhalb des Zyklus‘ von Werden, Wandlung und Vergehen zu definieren.
Firouzeh Görgen-Ossouli visualisiert das Jahresthema der Galerie
Ziel des übergeordneten Galerie-Konzepts ist es, aus den individuellen Leistungen ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Die Gesetzmäßigkeit, nach denen dynamische Prozesse (Wandlungen) im Bereich des Lebendigen ablaufen, wird inszeniert.
Die Werke stehen visuell wie auch inhaltlich im Zusammenhang, bilden eine Vernetzung und führen den Besucher der Galerie in einen Raum, der sich zu einem Zwischenraum wandelt.
Firouzeh Görgen-Ossouli ist eine der teilnehmenden Künstler*innen. Die Fotokünstlerin versucht in ihren Fotografien für uns Unsichtbares zu visualisieren und ihr Thema passt perfekt zu meinem Jahresprojekt.
Fluchtblicke – escapes
In großformatigen Diasec©-Fotoarbeiten erzählt sie mit scheinbar einfachen Motiven komplexe Geschichten. Auf der Suche nach dem Blick für das Besondere, das nicht Passende, das Andere, schafft sie ungewohnte Bild Welten, findet ein Medium um darzustellen, was man nicht sehen kann und versucht, Zwischenräume zu belichten. Die Fotokünstlerin zeigt in ihren Bildern eine verfremdete Wirklichkeit und schafft somit einen neuen Kosmos aus Farben und Linien. Die Arbeiten sind atmosphärisch in der Auflösung von Konturen und mit einem impressionistischem „touch“. Mit ihrer besonderen Technik bringt die Foto-Impressionistin Bewegung in die Natur – sonst fest verwurzelte Bäume eilen durch den Wald oder tanzen und explodieren entfesselt vor Lebensfreude. Ihre Fotografien sind mit Licht gezeichnete Farbcollagen, die teilweise wie abstrakte Gemälde wirken.
Die Künstlerin über sich selbst
>>Meine Fotografien entstehen ausschließlich mit der Kamera. Sie sind Momentaufnahmen meiner jeweiligen Gefühle. Wenn ich in der Natur bin, bricht mein Inneres hervor und wird in meinen Bildern festgehalten. Diese Gefühle sind komplex. Deshalb gibt es nicht jeweils nur ein Bild, sondern eine Vielzahl. Jedes Bild einer Serie ist die ergänzende Variante der anderen. Der Weg zum Ziel, das es nicht gibt. Ich bin mit meiner Kamera stets auf der Suche nach interessanten Motiven, intensiven Lichtstimmungen oder besonderen Momenten. Nichts ist für mich, wie es scheint. Alles führt ein Eigenleben und ist voller Widersprüche.
Ich sehe die Bewegung in der Rast, die Explosion in der Stille, die Einsamkeit in der Fülle, das Fremde in der Heimat, den entscheidenden Moment davor oder danach. Ich male mit der Kamera meine Bilder. Mich interessiert nicht die Wirklichkeit und ihre Dokumentation, sondern die besondere Stimmung, die sie für mich ausstrahlt. Diese Stimmung möchte ich festhalten und zeigen. Auf der Suche nach einer adäquaten Form entstanden die abstrakten Fotogemälde.<<
Der künstlerische Werdegang
Görgen-Ossouli wurde als erstes Kind von Parvindokht Mirbaha und Yussef Ossouli geboren. Der Kontakt mit der Kunst und speziell dem Theater entstand im Schulalter durch ihre Mutter, die in ihrer Funktion als Schuldirektorin kulturelle Veranstaltungen durchführte.
Nach dem Abitur in Teheran nahm sie das Studium in Theaterwissenschaften, Schauspiel und Regie an der Fakultät der Schönen Künste der Universität Teheran auf. Im Jahr 1977 schloss sie mit dem Grad eines B.A. ab. und arbeitete dann u. a. als Kuratorin. Anfang der 1980er, kurz nach ihren Umzug in die Bundesrepublik, gibt eine Episode, in der sie sich mit Reportagefotografie auseinandersetzte. Mit einer Fotografie also, die von ganz anderen Ansätzen ausgeht und auf ganz andere Ziele zusteuert als die freie, künstlerische fotografische Arbeit, die bei Ossouli seit etwa 2003 zunehmend breiten Raum einnimmt. Hier wird nichts dokumentiert, hier wird ganz im Gegenteil wild entschlossen die Verbindung zum Realen gekappt, wird Wirklichkeit aufgelöst.
Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach, Journalistin und Autorin
Laudatorin für Firouzeh Görgen-Ossouli zur Vernissage der Ausstellung „Fluchtblicke“ im Rahmen des Jahreszyklus’ „Zwischenraum – Niemandsland“ der Galerie Krüger, Koblenz am 13. Mai 2011
…Die Verwandtschaft des Ergebnisses zur allenthalben – wohl auch nicht ganz zufällig – die Massen anziehenden Malerei des Impressionismus ist dabei tatsächlich unübersehbar und verblüffend, selbst wenn die eingesetzten Mittel ähnlich sind. Hier Malerei, dort Fotografie (wobei allerdings gerade in den Anfängen der impressionistischen Malerei die Fotografie als Inspirationsquelle eine wichtige Rolle spielte!). Die eine wie die andere grenzt sich durch die Auflösung ihres Motivs gegen das bloße Abmalen oder Abbilden von Wirklichkeit ab, zerlegt,
fragmentiert Formen und setzt sie wieder auf ihre Art neu zusammen oder lässt sie zumindest erahnen.
Die Künstlerin hat sich dabei für das Arbeiten mit der bewegten Kamera, für das bewusste und doch dem Zufall reiche Mitwirkungsmöglichkeiten gewährende (oder sollte ich besser sagen: einsichtsvoll zugestehende?) Spiel mit der Unschärfe.
Wenn Sie die Bilder anschauen, sollten Sie wissen, dass dies nur die oberste Spitze eines großen, mehr als 600 Aufnahmen, analog oder dialog fotografiert, umfassenden Eisbergs ist. Und wo wir schon beim Technischen sind: Die Art der Präsentation, die Nutzung des aufwändigen „Diasec®“-Verfahrens ist für die Künstlerin eine Premiere. Dabei werden die Aufnahmen mit einer Acrylglasplatte regelrecht „versiegelt“, was die Intensität, die Leuchtkraft der Farben noch intensiviert…
Katrin Seidel, Kulturwissenschaftlerin anlässlich der Ausstellung „Fluchtblicke“ im
Rahmen der 2. Ehrenbreitsteiner Kunsttage, Koblenz, Mai 2009
Grüne Explosionen, Bäume auf der Flucht, Wände aus Farben – die Fotografien erzählen mit
scheinbar einfachen Motiven komplexe Geschichten. Auf der Suche nach dem Blick für das Besondere, das nicht Passende, das Andere, schafft Firouzeh Görgen Ossouli ungewohnte Bildwelten, findet ein Medium um darzustellen, was man nicht sehen kann. Ihre Bilder zeigen nicht die Wirklichkeit sondern schaffen einen neuen Kosmos aus Farben und Linien. Mit ihrer besonderen Fotografiertechnik bringt sie Bewegung in die Natur, sonst fest verwurzelte Bäume hasten durch den Wald oder explodieren vor Lebensfreude. Ihre Fotografien sind mit Licht gezeichnete Farbcollagen, die wie abstrakte Gemälde wirken.