Hero image: Das große Fischmädchen | Martin Krammer, Gallery Project TRESPASSERS


Martin Krammer liebt das Material Holz
In der Holzbearbeitung ist der Bildhauer ein Virtuose und obwohl er seine Skulpturen nur grob bearbeitet und sparsam bemalt, vertraut sich der Betrachter ihnen an und kann sehr Tiefgründiges entdecken und erlebt dabei viele Überraschungen. Krammer kombiniert meisterlich die Abstraktion mit dem Gegenständlichen, wobei die Darstellung des Grotesken als eine ästhetische Eigenschaft allen seinen Werken gemeinsam ist. In seiner bildkünstlerischen Arbeit vereinigt er mit liebevoller Präzision Gegensätzliches. Dabei werden zum Beispiel Zierlichkeit und Monstrosität, Glück und Unglück, Ernstes und Humorvolles in eine Einheit gebracht.

Frech, aber freundlich.
Böse, aber zum Verlieben!
Auf die Abgründe, die sich in den Skulpturen des Bildhauers auftun, täglich neu zu reagieren, ist der Spaß schlechthin, den die vielen Facetten des Werkes unserem Auge anbieten. Über Bilder des alltäglichen Lebens, die man von Kindheit an kennt, bringt der Künstler den Betrachter seiner Skulpturen immer wieder zum Innehalten und Nachdenken, und das auf sehr unterschiedliche, stets überraschende Art und Weise, an der zum Schluss das beifreiende Lachen steht.

Die Göre „Kinskikid“ hat es scheinbar faustdick hinter den Ohren! Da sitzt sie, lustig und frech, mit ihren schwarzen Stiefelchen aufreizend wippenden. Schon meint man, dass sie gleich schwungvoll über den Zaun auf vielleicht verbotenes Terrain springt, um dann schnell, unbeschwert und laut lachenddavonzulaufen.
Ingrid Raab, Galerie Raab, Berlin
Man kann stundenlang über die einzelnen Werke fabulieren, man kann sich vor allem an ihnen erfreuen und man sollte ausprobieren, wie gut es sich mit ihnen lebt.

Sehr gegenständlich sind dagegen Krammers Ikonen der Jausenkunst – täuschend echt und zum anbeißen sieht seine Buttersemmel aus – die man doch nicht essen kann.
Vieles noch könnte man über den mit Preisen und Stipendien ausgezeichneten Künstler und freischaffende Designer schreiben, dessen Ausstellungverzeichnis lang ist. Aber am besten ist es, sich mit seinen Werken einzulassen, sich an ihnen zu erfreuen und mit ihnen anzufreunden. Zum Beispiel mit „Herrn Rossi“, der noch immer sein Glück sucht oder dem träumenden „Marc Chagall“. Übrigens: die „Grüße aus dem Wienerwald“, eine 11-teilige Arbeit, sendet Martin Krammer zum Thema Wald und sein John Porno sagt: „Buon Giorno!“



Die Malerin AndyMo, Andrea Montermann, über Martin Krammer
Die Vernissage, an der auch der Künstler persönlich anwesend war, ist ein gelungenes Ereignis und die Arbeitstitel des Bildhauers klingen vielversprechend, seine Arbeiten sind es jedoch noch mehr! “Grüße aus dem Wienerwald” hat es mir persönlich besonders angetan, doch auch „Der scheiternde König” oder “Marc Chagall dreaming“ sind für mich Inszenierungen der Gegenwart. Durch die konzentrierte Bemalung erzeugt der Bildhauer einen außergewöhnlichen Spirit, gleich einer Spannung zwischen den Welten Ironie, Traum und Realität. Sie sind sensibel und bieten dem Betrachter eine unglaubliche Tiefe, die einen mitnimmt in den Diskurs zwischen Sozialkritik und Poesie.
FRECHHEIT und das große Fischmädchen
Was trägt das kleine nette “Große Fischmädchen“, dem die Last,- ja quasi das Wasser bis zum Hals steht? Wer ist der kleine König im radikalen Fall, der dennoch immer wieder aufsteht und welche Ähnlichkeit versteckt sich hinter dem überdimensional großen blonden Seitenscheitel von “Kinski Kid” mit der Assoziation von Street Art und Manga? Warum ist ”Dreaming Chagall” so “verschroben” in seiner Betrachtung und so abgetaucht in seine Fantasie, wird er in der einsamen Finsternis der anonymen Hochhauslandschaften selbst zum Baum, der über sich hinaus wächst?
Sowohl die Skulptur Marc Chagall wie auch viele andere Protagonisten in dieser Präsentation haben mich fasziniert und lassen die künstlerische Auseinandersetzung seiner Arbeits-Prozesse zum Glück auch in Koblenz spürbar werden. Somit danke ich Heike Krüger für diese außerordentlich gute Kunst-Ausstellung, die Spuren hinterlassen hat.
Deshalb ist mein Fazit: die Ausstellung Frechheit und das Große Fischmädchen und die Galerie Krüger – absolut empfehlenswert!




