Hero image: Get an Angel – Ein Engel für Dich | Jiři Keuthen, Two Angel meet again, detail
Ausstellung vom 12. Juli bis 30. August 2013

Get an Angel – 68 Arbeiten, ein Werk.
Nach dem großen Erfolg Keuthens umfassender Retrospektive „HUMANITAS – Kunst schläft nie“ im KLEISTHAUS in Berlin, die ich im Auftrag von Hubert Hüppe, dem Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen, kuratieren durfte, zeige ich jetzt einige Arbeiten aus diesem beeindruckenden Werkzyklus des großen deutschen Künstlers in der Galerie Krüger.

Jiři Keuthen – Kunst schläft nie!
Der überzeugte Menschenrechtler war ein wachsamer, sehr genauer Beobachter. Mit seinem Stempel ,JIŘI KEUTHEN ,KUNST SCHLÄFT NIE, ART NEVER SLEEPS, ARTE NUNCA DUERME‘ zertifiziert sich der Künstler selbst, seine couragierte und gelebte Opposition spürt uns immer wieder in unserer bürgerlichen Erschlaffung auf, und fordert, aufmerksam zu bleiben und uns einzumischen.
Cor angeli – Engelherz.
Als ein bekennender Überzeugungstäter, immer die d’Arc’sche Fahne ganz hoch haltend, bleibt er doch der gewaltlose Kämpfer, dessen großes Mitgefühl, gerade für die in der Gesellschaft am Rande Stehenden in allen seinen Arbeiten spürbar ist. Seine Warmherzigkeit und unsere Gewissheit über seine physische und auch geistig-spirituelle Stärke ummanteln uns wie behütende Engelsflügel. Dadurch wird Keuthen selbst zum Schutzengel an dessen Seite wir zu ehrbaren Streitern für das Gute werden möchten – schon das Schwert ziehend – um den wärmenden Umhang zu teilen.

Jiři Keuthen. Teilhabe.
Trotz seiner vielen Einzel- und Gruppenausstellung und den umfangreichen Projektarbeiten, die immer auch Kooperationen und Netzwerke mit andern Künstlern waren, lies ihn die Arbeit mit Behinderten nie los. Jiři Keuthen thematisierte Inklusion, noch bevor die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

Barriere? Freiheit!
Als der aufmerksame Beobachter erkannte er Unterschiede oder Abweichungen von der „Norm“ unmittelbar, bewahrte sich aber vielleicht gerade wegen seines Entschlusses, den Weg eines Künstlers ohne Kompromisse zu gehen, eine „geistige Barrierefreiheit“. Er stellte ein Anderssein niemals in Frage, sondern sah die Wahrnehmung dessen als eine Bereicherung und nahm dies als Chance für sich selbst an. Teilhabe eben.


Schutz. Engel.
Die Umstände der Geburt Keuthens sind schwierig. In der Klink glaubt man, dass das Kind die ersten Wochen nicht überlebt, deshalb geben die Schwestern dem Säugling eine Nottaufe. Am nächsten Tag wiederholt der Pfarrer die Taufe. Dieses Ereignis fasst Keuthen viele Jahre später in wenigen Worten zusammen: „Jiři Keuthen, geboren 8. Februar 1951, zweimal getauft, Schutzengel“.

Keuthen war ein religiöser Mensch, der sich der Institutionalisierung der Weltreligionen allerdings als furchtloser Streiter entgegen stellte. In seinem letzten großen Hauptwerk „Get an Angel – Ein Engel für Dich“, findet man auch sein letztes Selbstporträt.
Steppenwolf. Das letzte Selbstporträt von Jiři Keuthen
Es trägt den Titel ,Steppenwolf‘ und erinnert an Hermann Hesses gleichnamiges Werk. Wie in der Geschichte des großen Schriftstellers erzählt auch das Kunstwerk von einer inneren Zerrissenheit und Keuthens ständigem, einsamen Streben, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien, um uneingeschränkt in seiner Kunst Klartext reden zu können. Seine jüngste Tochter zeichnet er in diesem Bild als einen Engel, vielleicht, um die Unbeflecktheit kleiner Kinder zu symbolisieren, deren Zustand der Reinheit und Unvoreingenommenheit er sich zeitlebens zurück wünschte. Seine Textbotschaft in dieser großen Sperrholzreliefarbeit lautet:
„Sometimes I wished to be an angel – sometimes I wished to be dead“.

Schon zu Beginn seines künstlerischen Schaffens beschäftigte sich der Künstler mit den geflügelten Botschaftern zwischen Himmel und Erde, die in allen Weltreligionen als Geistwesen benannt werden. Er selbst sieht sich als Gefolgsmann, der uns beschützt und uns den rechten Weg weist. Keuthen zeigt uns nicht nur den niedlichen, den schönen Engel, sondern er möchte uns die Wahrheit aufzeigen. Wissen um Wahrheiten bietet Schutz. Auch die gefallenen Engel, die Dämonen, zeigt uns Keuthen in seinen Arbeiten zu ,Get an Angel – Ein Engel für Dich‘. Seine Bilder geben Hoffnung und bieten Fürsorge inklusive.




