ROBOT | Jiři Keuthen

Hero image: Les trois mousquetaires – Die drei Musketiere, Franz Joseph van der Grinten, Robert Amos, Jiři Keuthen | Jiři Keuthen, print on cotton

➽ Katalog ROBOT | © Heike Krüger

Am Mittwoch, 02. Dezember 2009, eröffnen wir unsere zweite Ausstellung des Malers und Bildhauers Jiři Keuthen. In dieser Ausstellung zeige ich erstmals bisher unveröffentlichte Zeichnungen und Unikatdrucke des Künstlers.
Für diese Installation beauftrage ich die Berliner Klangkünstler Stephan Löhr und Dorothea Krishnabhakdi, LORE Sound, für eine Klangkomposition, mit der sie Keuthen und sein Schaffen interpretieren. Die Klanginstallation läuft über die gesamte Ausstellungszeit.

Robot, Werkzyklus

Kunst muss sich einmischen, fordert Jiři Keuthen. Er meint damit – das kommt in seinen Arbeiten unmißverständlich zum Ausdruck – eine in des Künstlers Werk erkennbare und wirksame Stellungnahme zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Gegenstand und Titel des Zyklus beschäftigt sich, frei von verharmlosender Allegorik, von ironischer Distanz oder unverbindlicher Verallgemeinerung, direkt mit elementaren Formen gesellschaftlicher Existenz.

Leiste was, Roboter, andernfalls werden sie Dich erschiessen oder vergasen oder Du wirst im Obdachlosenasyl landen.
Robote was das Zeug hält, damit Du weiter wie ein Idiot konsumieren kannst.
Schicke Deine Kinder auf Schulen, dass sie das Konkurrenzsystem kennenlernen.
Gehe in einen Kursus, damit Du deinen Mitmenschen nicht etwa besser verstehst, sondern um ihn irgendwann über den Tisch ziehen zu können.

ROBOT besteht aus einem farbigen Gemälde und dreizehn Malereien auf schwarzem Karton. Der Titel benennt das Bildthema (Arbeit) und läßt gleichzeitig den Aspekt des Maschinenhaften (Roboter) assozieren. Das Hauptwerk, Acry auf Masterwood, 250 cm x 780 cm, hängt in der Aula der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt.

Die dreizehn Bilder in Schwarzweiß variiren die Aussage des Hauptgemäldes, und sie verdeutlichen sie dabei. Auf Farbigkeit verzichtend, die malerische Form dem Muster des gefundenen Stereotyps unterordnend, zeigtjedes Bild eine Figurengruppe. Diese Figuren stammen jeweils von einer Schablone, die in Weiß das Schwarz des Fonds abgeklatscht ist.
Unterschiedliche Intensität des Farbauftrages und die Ausformung schaffen räumliche Tiefe und Dynamik in den Gruppierungen.
Stumme, wesenlose Schemen, erkennbar als salutierende Soldaten, als ,white-collar‘ – Schreibtischtäter, Frauen und Männer, vorwärtsschreitend oder verharrend, immer hermetisch wirken und beängstigend. Maschinenmenschen wie Illustrationen zu Orwells ,1984′ oder Fritz Langs ,Metropolis‘.

Mit jedem Bild gibt uns Jiři etwas von sich – seine Kunstwerke sind Transmitter seiner Botschaften, seiner Erzählungen. Es gibt immer ein Statement. Jedes Bild hat seine eigene Geschichte. Und die stellt sich dar in einer Vielschichtigkeit, einer filigranst-nuancierten Einfachheit – und das macht den Künstler wiederum so transparent.

Um das zu erreichen, nutzte Jiři alles, was die Kunst hergibt. Nicht nur Farbe, Technik, und das gewählte Format. Er nutzte alle Dimensionen. Er trieb sich selbst mit Kraft in seine Bilder ein. So war er auch immer Bildhauer und Drucker. Viele seiner Arbeiten, gerade die neueren Werke, sind in und auf Holz gearbeitet. Seine Masterwood-Reliefs z. B. sind drei Zentimeter starke, großformatige Holztafeln. Oder Sperrholzplatten. In diese hat der Künstler seine Arbeit geschnitzt. Viele dieser Tafeln dienten ihm, bevor er sie bemalte, als Druckplatte. Und das immer nur für einen einmaligen Abdruck. So entstanden fantastisch schöne Unikatdrucke, auf Stoffen oder Papieren. Viele davon sind bisher unveröffentlicht. Einige Arbeiten zeige ich in dieser Installation.

Klangperformance
In einer Klangperformance setzen sich die Berliner Klangkünstler LORE mit dem Künstler auseinander. LORE ist der Projektname von Dorothea Krishnabhakdi und Stefan Löhr, unter dem sie seit 2005 im Bereich der experimentellen Klanggestaltung und der Entwicklung entsprechender Softwareanwendungen arbeiten.
Sound Art ist eine Form der Installationskunst, bei der – im Zusammenspiel mit visuellen und räumlichen Aspekten – die klanglichen Aspekte im Zentrum stehen. Das Spektrum reicht von akustischen und elektronischen Apparaturen bis hin zu einfachen Alltagsgeräuschen und die Stille an und für sich.