Hero image: Wandertag | Vera Zahnhausen, lost garden, Acryl, Gallery Project Gott, wo bist Du?
1. Ausstellung Gallery Project Gott, wo bist Du? vom 08. März bis 06. Mai 2012
Mit Arbeiten der Koblenzer Malerin Vera Zahnhausen beginnt die diesjährige Ausstellungsreihe Gott, wo bist Du? in der Galerie Krüger. Diese Frage stellen sich fünf Künstler, die im Verlauf des Jahres ihre Werke zum Thema Kunst, Kultur und Religion zeigen.
out there
Vera Zahnhausen, die in Koblenz und Essen Kunstgeschichte und Malerei studiert hat, beschäftigt sich in ihren expressiven malerischen Arbeiten mit Natur- und Landschaftssituationen. Ausgangspunkte sind dabei häufig Motive, die sie in Fotos oder Zeichnungen während ihrer Wanderungen festhält – Ideenskizzen ihrer ganz persönlichen Naturerfahrungen. Besonders interessieren die Künstlerin aus Koblenz dabei Situationen, in denen sich die Natur von Menschen gestaltete und wieder verlassene Räume zurück erobert.
Umland
Wenn die Natur ein göttliches Werk ist, so ist doch vieles, was wir heute davon sehen, verunstaltet und entspricht nicht mehr ihrer ursprünglichen Schöpfung. Weist sie uns nicht auf ihren Erschaffer hin, wie ein kostbares Kunstwerk, das selbst nach starker Beschädigung doch noch immer Züge seines Schöpfers trägt?
Vera Zahnhausen interessieren diese „Beschädigungen“, diese Eingriffe menschlicher Zivilisation in einem sich permanent wandelnden, natürlichen Umfeld. Wie verändern sich diese von Menschen geschaffenen Gegebenheiten, wenn sie wieder sich selbst und den Kräften der Natur überlassen werden? Welchen Bedeutungswandel erfahren sie? Und wie schafft es die Natur, solche Relikte menschlicher Zivilisation wieder in ihren ursprünglichen Gedanken zu integrieren?
Zivilisatorische Entwicklungen verbindet man mit Fortschritt, vielleicht sogar mit Liberalität. Umso verlockender ist es daher für Bilderschaffende, zu zeigen, wie sich die Natur Stück für Stück von Menschen gestaltetes zurück erobert. Neue, ungewohnte Szenarien sind möglich. Nichts ist laut, schnell oder hektisch, Zahnhausens Arbeiten zeigen ein langsames, fast träumerisches Zurücksinken der Zivilisation in die Natur.
Die starken Kräfte, die die Künstlerin in der Natur spürt, inspirieren sie zu ihren ausdrucksvollen Rückeroberungsbildern. Dabei bewegt sich ihre Malerei zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit und lässt diese scheinbare Grenze in einander fließen.
Augenblicke der Veränderung, die Darstellung im Moment ihrer Metamorphose vom Nützlichen zum Nutzlosen – die Gemälde der Künstlerin sind in meist pastelligen Grün- und Grautönen gehalten, die manchmal ineinander zu fließen scheinen, um dann doch durch intensiven Farbstrich unterbrochen zu werden.
Die ersten, die um der Natur willen das Atelier verließen, waren die Maler von Barbizon, die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Wald von Fontainebleau vor Paris zogen und ihre Eindrücke unmittelbar, ohne die Reflexionsdistanz des Ateliers, auf die Leinwand zu bannen. Die Impressionisten folgten ihnen nach, um die Spuren des Lichtes in Natur und Zivilisationslandschaft zu studieren. Als Entdecker menschlicher Spuren zieht es die Künstlerin in Naturräume, die innerhalb zivilisatorischer Prägung liegen. Dafür sucht sie, wie einst die Pariser Maler, in ihrem nahen Umfeld. Ihre Werke zeigen unsere vertraute Landschaft an Rhein und Mosel; Titel wie Umland oder Stadtstrand weisen auf vertrautes Terrain – neu betrachtet.