Hero image: Jiři Keuthen in seinem Studio in Macken
Jiři Keuthen – Ausstellungskuration
- ➽ HEART – 100 Artists. 1 Mission. | 40 Jahre UN-Flüchtlingshilfe, Kunstmuseum Bonn, Hamburger Kunsthalle, Berlinischen Galerie – Museum für moderne Kunst
- ➽ DER MENSCH, MEIN BRUDER, MEINE SCHWESTER | Krüger Gallery
- ➽ Der Mensch braucht Haltung | Museum am Dom Trier
- ➽ GET AN ANGEL – Ein Engel für Dich | Krüger Gallery
- ➽ 500+1. Das Gewand als Motiv zeitgenössischer Kunst | Museum am Dom Trier
- ➽ HUMANITAS – Kunst schläft nie. | Im Auftrag des Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen, Kleisthaus Berlin
- ➽ Wenn ich es schaffe mein letztes Hemd zu geben, habe ich es geschafft | Pilgerkirche Schönstatt, Vallendar
- ➽ In Dubio | acht Porträts für den Deutschen Bundestag
- ➽ ROBOT | Krüger Gallery
- ➽ On high you‘re lone – Oben ist es einsam, und das ist gut so. | 09. Museumsnacht Koblenz, Krüger Gallery
Jiři Keuthen – Kataloge © KRÜGER Corporate Art
- Jiři Keuthen | Bilder 1
- Jiři Keuthen | Bilder 2
- In Dubio
- Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben | Pilgerkirche Schönstatt, Vallendar
- HUMANITAS – Kunst schläft nie | Kleisthaus, Berlin
- Vita | Biografie
Seit dem viel zu frühen Tod des deutschen, zeitgenössischen Künstlers Jiři Keuthen verwaltet ich die Galerie Krüger seinen umfassenden Nachlass. Zu meiner Sammlung zählt ein umfassendes Archiv, das sein Lebenswerk dokumentiert, dazu zählen bedeutend Kunstwerke wie auch aus zahlreiche Schriften, Fotografien und Videos besteht. Auch die regelmäßigen Ausstellungen in Museen und Galerien, die ich für ihn kuratieren durfte, sind Zeugniss seiner hohen und außergewöhnlichen künstlerischen Qualität. Seine Werke sind so kraftvoll und ausdruckstark, dass sie als eigenständige Persönlichkeiten stark genug sind, um alleine zu bestehen.
Jiři Keuthen – ein Künstler von Rang
Keuthen‘s Gegenwartskunst ist im Museum Schloss Moyland neben der umfangreichen Sammlung von Joseph Beuys mit über 200 Werken vertreten. Jiři Keuthen’s künstlerisches Statement beschreibt die Philosophie der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Gaststudent bei Joseph Beuys ist.
Jiři Keuthen – deutsche Gegenwartskunst
Schon früh startet der deutsche und zeitgenössische Maler und Bildhauer Jiři Keuthen als bekennender Autodidakt seine künstlerische Karriere. 1951 wird er in Goch am Niederrhein geboren, und nach seinen Ausbildungen zum Industriekaufmann und Krankenpfleger in der Psychiatrie befasst er sich ab Beginn der 70er Jahre ausschließlich mit Malerei und Bildhauerei. Nach seinem Studium an der Werkkunstschule in Krefeld gründet der junge Künstler in den darauf folgenden Jahren Ateliers in New York, Köln und Krefeld. Da schon jetzt seine Kunst überzeugt, erhält mehrere Stipendien von Kultusministerien und zieht 1989 mit seiner Frau und seiner ersten von drei Töchtern in sein Atelierhaus in Koblenz am Rhein. Obwohl es ihm seine finanziellen Verhältnisse nicht bestätigen, lassen sich schon zahlreiche und sehr erfolgreiche Ausstellung nennen, in Museen und Galerien in Köln, Kleve, Krefeld, Düsseldorf, Bonn und Frankfurt.
Jiři Keuthen hat eine klassische Botschaft – Humanitas.
Von 1989 bis 1997 lebt der Künstler mit seiner Familie in der Künstlerkolonie Asterstein in Koblenz. Während dieser Zeit entstehen hier am Rhein viele großartige Werke und es reiht sich eine erfolgreiche Ausstellung an die nächste. WährenddessnEuropaweit werden mittlerweile seine Arbeiten gezeigt. Erste Musikperformances entstehen. Jiři Keuthen schreibt (neben zahlreichen Texten), sein erstes Manifest.
Ein Leben für die Kunst.
1997 folgt der Umzug der Familie Keuthen von Koblenz nach Macken, einer kleinen Gemeinde im Hunsrück oberhalb der Mosel gelegen, wo Jiři Keuthen seinen Traum von Wohnen und von seinem Atelier verwirklicht. Doch Macken bringt ihm und seiner Familie kein Glück, denn er verliert sein Haus. Von 2002 bis zu seinem Tod 2007 lebt Jiři Keuthen in Neustadt/ Schleswig-Hostein, während dieser Zeit macht Jiři Keuthen, was er immer macht – er arbeitet und arbeitet. Sowie auch als Kunsttherapeut der örtlichen Ameos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, deren Direktor, ein Jugendfreund Keuthens, ihm und seiner Familie im Turm der ehemaligen Zuckerfabrik auf dem Gelände der Klinik einen Neustart und ein großzügiges Atelier einen Neustart ermöglicht. Und Keuthen startet durch. Jiři Keuthen realisiert ein Ausstellungsprojekt nach dem anderen, inzwischen für Allrounder wie ihm schon lange mehr als nur eine Werkpräsentation. Schließlich gestaltet der expressive Künstler gestaltet seine Ausstellungen oftmals gemeinsam mit Künstlerfreunden aus verschiedenen Kulturbereichen, und mit Band und Videoanimationen werden seine Happenings zu multimedialen Performances.
Jiři Keuthen – Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein
2006 wird Jiři Keuthen von Professor Georg Baselitz, Björn Engholm und Franz-Joseph van der Grinten für den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein vorgeschlagen.
Doch er wird die dynamische Entwicklung seiner künstlerischen Laufbahn nicht fortsetzen, den Kunstpreis nicht erhoffen können. Seine letzte erfolgreiche Ausstellung „Get an Angel – ein Engel für Dich“ in Berlin wird im April 2007 eröffnet, doch nur wenige Wochen später findet Barbara Bauhaus-Keuthen ihren Mann tot in seinem Atelier. Der plötzliche Tod ist für seine Familie eine Katastrophe. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder – und ein umfangreiches und bedeutendes Werk deutscher Gegenwarts-Kunst.
Jiři Keuthen – Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben, habe ich es geschafft
Diese Botschaft schreibt Keuthen auf eines seiner Bilder in der für ihn charakteristischen Spiegelschrift. Und er hat es geschafft! Denn sein Lebenswerk steht für Solidarität, Brüderlichkeit, Liebe, Anteilnahme und Mitempfinden und Jiři Keuthen hat eine deutsche, zeitgenössische Kunst von überwältigender Einfachheit und Klarheit geschaffen.
Jiři Keuthen
Jeder Mensch ist wertvoll. Cultura
Every human being is precious. Cultura
Jiři Keuthen stiftet dieses Werk KUNSTWERK, einer Initiative des Deutschen Roten Kreuz zugunsten der Hilfe für Landminenopfer, aber leider gilt dieses wichtige Zeitdokument aus Keuthens Lebenswerk als verschollen.
Jiři Keuthen ist einer, der auf die Welt gekommen ist, um als Künstler mit seinem Werk für Menschlichkeit, Achtung, Aufmerksamkeit und Nächstenliebe, eben für Cultura zu kämpfen.
Der Text dieses Schriftbildes ist als Relief in Spiegelschrift in Masterwood geschnitten und mit gelbem UV-Schutzfilm in Signalrot gesetzt. Er lautet: ,Jeder Mensch ist wertvoll. Cultura
Every human being is precious. Cultura.‘
Achtung und Nächstenliebe
Das ,t‘ in Cultura weist zwei t-Striche aus und läßt an den engen Kontext von Kult und Kultur denken. Das kann uns an den zweifachen Segen durch die doppelte Taufe Keuthens oder den Segen überhaupt erinnern, aber es erinnert auch an das Kardinals- und Patriarchenkreuz oder an das Lothringische Kreuz. Sie zeigen und sagen das selbe. Man muss nur sehen, lesen und verstehen, was der Künstler quer zur zeitgeistigen Oberfläche zeigt.
Franz Joseph van der Grinten über seine Freund:
„Vor allem ist Jiři Keuthen Maler.“
Franz Joseph van der Grinten anlässlich der Ausstellung Forme, Male, Schweige | Werke aus 20 Jahren (1. Retrospektive, Stiftung Museum Schloss Moyland, 2000:
Der Kunsthistoriker, Kunstsammler, Künstler und Kunsterzieher Franz Joseph van der Grinten. Zu seiner seit 1946 zusammengetragenen Kunstsammlung gehört ein umfassender Bestand an Werken und Dokumenten zu Joseph Beuys. Von 1993 bis 2003 war van der Grinten Direktor des Joseph-Beuys-Archivs und des Museums Schloss Moyland, zu dessen Stiftung die beiden Brüder ihre international renommierte Kunstsammlung beitrugen.
Die Kraft der Botschaft.
„–…aber was auch immer er in die Sichtbarkeit eines Bildes umsetzen will, vor allem ereignet sich Atmosphäre, vor allem sind es die Valeurs, in die sich die Botschaft umsetzt, vor allem ist das, was zu Erscheinung kommt, ein Ereignis aus dem Zusammenklang von Farben. Und wenn aus seinem Bemühen, Botschaft, die gemeinte, nicht die, die jedes Bild an sich ist, zu verdeutlichen, Schwarz und Weiß aber als wesentliche Garanten der Deutlichkeit in die Bilder eingebracht werden, so markieren sie nicht nur die Extreme von Hell und Dunkel, sondern erfahren selbst die rätselhaften Modifikationen der Nuancierung. Zugleich ist es so, dass sie die anderen Farben, die mehr sinnlichen Träger der Botschaft, nicht etwa nivillieren, im Gegenteil, sie heben sie, sie bestätigen sie, sie beugen sich ihrer Kraft. Da nun freilich beweist sich der Maler.
Vor allem ist Jiři Keuthen Maler.
Der Duktus, mit dem er das, was er sichtbar machen will, vorträgt, ist ein freier, letztlich im Sinne von Albrecht Fabris, abstrakt: kraftstrotzend, aber zugleich brüchig, fest, aber zugleich transparent, hart, aber zugleich gefühlig. Das gilt für den Pinselstrich in der Fläche ebenso wie für die Schnittspur in der Platte, die eine Druckvorlage werden könnte, aber doch ein Malgrund wird, und für die reliefartigen Verkörperlichungen der Bildgegenstände, die dann doch vor allem nur die Unwägbarkeiten von Licht und Schatten ins Programm der Farbabwandlung einbringen.
Jiři Keuthens Bilder neigen zur Schwere, selbst in ihrem materialen Gewicht. Sie sind lieber groß als klein, nie zierlich, selbst seine Zeichnungen möchten eher lapidar sein. Alles ist Schwer aber auch im Sinne von Schwerblütigkeit, der des Künstlers selbst, einer gewichtigen Person, einer zur Einfachheit neigenden Persönlichkeit, die aber, wie es bei solchen Konstitutionen in den besten Fällen das Geschenk der Fee sein mag, sensibel, empfindsam, empfindlich, verletzbar.
Spreu ist windleicht, seine Dinge haben Gewicht.
Wo das Wollen sich in den Vordergrund drängen könnte, wird es durch das Können reguliert. Vom Können leitet sich das so schwer fassbare Wort Kunst ab. Kunst ist das, was Jiři Keuthen macht, wenn er das, was er will, unter der Voraussetzung dassen stellt, was er kann. Denn vor allem ist Jiři Keuthen Maler.
Robert Amos zu dem Werk Keuthens:
„Viele seiner Arbeiten sind stark genug, um alleine zu bestehen.„
Robert Amos, Maler, anlässlich der Ausstellung Forme, Male, Schweige | Werke aus 20 Jahren (1. Retrospektive, Stiftung Museum Schloss Moyland, 2000:
„–…Sich in die Augen zu blicken ist eine Sache. Sich ins Hirn gucken zu lassen eine andere.
Manchmal lernen sich Künstler kennen. Wir stehen in der Nachmittagsonne, Jiři gestikuliert, erklärt, beschreibt Vergangenheit und Zukunft und verteilt sie laut lachend in der Gegenwart. Erschreckend nahtlos verfällt er in Werbeslogangeschrei und ist für kurze Augenblicke eins und so authentisch wie seine Malerei, dabei duelliert er sich regelrecht. Künstlich erzeugte Marketingromantik gegen wahrhaftige Gefühle? Nicht nur rezitiert er die glatten Slogans wie moderne Prosa, sondern entertaint mit der Absicht, den Betrug durch Betonung und Ergänzung zu entlarven. Damit lässt Marlowe schön grüßen.
Nun folgen Verknüpfungen, und die sind mannigfaltig. Phonetisch, farblich, stofflich, vulgär und erotisch, charackteristisch, kindlich, strategisch und am Ende immer politisch.
Die Werke Keuthens sind stark genug, um alleine zu bestehen.
Der alltägliche Wahnsinn, den wir hochmütig verharmlosen, um ihn ertragen zu können, bekommt Konturen, von Humor keine Spur. Der einsame Kampf meines Freundes Jiři hin zu seiner Arbeit. Ich meine den Weg hin zur Leinwand, die Kompliziertheit dieses Prozesses – bis er weiß, wohin und wie weit er in diesem Augenblick tatsächlich gehen kann. Den Punkt der Begegnung, den er immer wieder suchen muß, den man nich überspringen oder auslassen kann. Die Angst und der Zwang danach, das Gesprochene in Malerei verlängern zu müssen. Nicht schnell genug ins Atelier zu kommen. Zu spüren, dass man eigentlich keine Zeit hat und fest daran zu glauben, man könne die Fäden zumindest diesmal in der Hand behalten. Und weil die von der anderen Seite immer alle Instrumente einsetzen, um geheim zu verführen, bedient er sich seit langem auch ihrer Mittel, ohne einen Augenblick daran zu denken, er könne dabei so werden wie sie.
Beherrscht von dem Willen, etwas zu erarbeiten, das so eigenständig ist, dass es ihn, Jiři, nicht mehr braucht, um zu existieren. Und viele seiner Arbeiten sind stark genug, um alleine zu bestehen. –…“
Björn Engholm über Jiři Keuthen
Was Du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu.
Für Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein ist Jiři Keuthen, „ein Künstler von Rang“, der seiner Ansicht nach nicht marktgängig ist, ein Künstler, der seine Gesellschaft mit ihren Größen, aber auch mit ihrer Tragik und ihren negativen Eigenschaften sehr ernsthaft verinnerlicht hat und auf ein bestimmtes Ziel, das im weitesten Sinne Humanitas heißt – das könnte mit Kant zu tun haben, es könnte mit der Bergpredigt zu tun haben – hinarbeitet. Das ist selten geworden bei Künstlern…Ich kann nicht beurteilen, wie weit er aus einer christlichen Motivation heraus arbeitet…es gibt heute niemand, der über Werte redet, auch wenn er Atheist ist, der nicht einen Rückgriff nimmt auf christliche Werte…alles, was in der Bibel geschrieben steht, ist absolut richtig. Es sind wunderschöne weltliche Regeln. Matthäus‘ „Was du nicht willst, das man dir tu‘, füg auch keinem andern zu“, ist die klügste Regel, die man sich vorstellen kann.
Jiři Keuthen und der Fall der Berliner Mauer
1990 malt Jiři Keuthen sein Zeitdokument
DER MENSCH MEIN BRUDER MEINE SCHWESTER
Jiři Keuthen zeigt uns einen befreiten Menschen auf dem Brandenburger Tor, die Faust in Siegerpose gen Himmel gereckt. In die noch feuchte Farbe seines Bildes ritzt Jiři mahnend die Worte des Artikels 2, Absatz 1 unseres deutschen Grundgesetzes und verweist auf unser Recht einer freien Entfaltung unserer Persönlichkeit.
Jährlich feiern wir das Jubiläum des Falls der Berliner Mauer im Jahr 1989 und anlässlich des historischen Ereignisses finden jährlich zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt, die sich mit dem Bau der Berliner Mauer, der Teilung Berlins, dem Kalten Krieg und der Friedlichen Revolution von 1989 beschäftigen.
Jiři Keuthen – Kulturprojekt FREE FALLING
Zu diesem Ereignis kuratiere ich eine interdisziplinäre Veranstaltung mit dem Titel FREIER FALL | free falling, die Literatur, Musik, Video, Tanz und bildende Kunst verbindet. Einem Happening gleich, begegnen sich in meinem Kulturprojekt zeitgenössische Künstler aus verschiedenen Bereichen und inspirieren sich gegenseitig zu ihrem gemeinsamen Programm, das auch gleichzeitig die Finissage der Jiři Keuthen-Ausstellung in der Galerie bildet.
Jiři Keuthen und das Ensemble BewegGrund Trier
„Mauern sind in unseren Köpfen und Körpern. Es bedarf eines fortwährend inneren Prozesses, diese stets wieder in Bewegung zu bringen, einzureißen und Türen zu öffnen,“ so die Leiterin des ca. 25-köpfigen Tanz-Ensembles Maja Hehlen, das sich für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen, welche in unserer Gesellschaft im Allgemeinen als behindert definiert werden, einsetzt. Seit Jahren arbeitet BewegGrund Trier für ihre multimedialen Performances mit dem Musiker und Komponisten Udo Bohn und dem Videokünstler Steve Strasser zusammen. Für mein Galerie-Projekt ,Free Falling’ entstanden neue Songs und Videos.
Pater Georg Maria Roers SJ, Künstlerseelsorger Erzdiözese München und Freising, beschreibt seinen Freund Jiři Keuthen – in seinen Texten:
„…Wie der Sachsenspiegel das bedeutenste Rechtsbuch des Mittelalters war – in bestimmten Teilen Deutschlands noch bis 1900 in Kraft – so regelt für das jüdische Volk die Thora, für die Christen die Bibel das gemeinsame Leben. Auch Jiři Keuthen macht sich in seinem Werk auf die Suche nach der verloren gegangenen Einheit von sakraler Schönheit und Ethik, wo Glaube und Gebot nicht von einander zu trennen sind. Man muss kein Theologe sein, um zu erkennen, warum Teile des Dekalogs bei Keuthen eine große Rolle spielen. Er will sicher nicht eine falsche Einheit vorspiegeln. Das in allen Kulturen sowohl das Schöne, als auch das Gute, die gute Tat in der jeweiligen Religion ihre Wurzeln hat, kann hier nur gestreift werden.
Wir wollen nicht, dass uns der Spiegel, in welcher Form auch immer, ob als Gebot, Gesetzt oder als Konfrontration mit uns selbst, vor Augen gehalten wird. Nicht, weil wir nicht mehr mit der Sprache umgehen können, sondern weil wir nicht mehr mit Bildern umgehen können hält uns Keuthen die einfachsten Lebensregeln vor Augen…Die zehn Gebote des Alten Testaments verarbeitet Keuthen ebenso souverän wie die Zitate aus dem Neuen Testament, vor allem aus den Evangelien. Bildtitel „Immer, wer zuhört, lernt. Immer, wer spricht, lehrt.“ (Wer Ohren hat zum Hören, der höre | Markus 4.9.) „Der Endsieg über den Narzissmus.“ (Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst | Markus 12,31.)…“
Karin Evers-Meyer: „Kunst muss sich einmischen.„
Karin Evers-Meyer, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, in der Eröffnungsrede der Ausstellung Get an Angel – in Engel für Dich, Berlin, Kleisthaus, 2007:
„Jiři Keuthen, Maler und Bildhauer aus Schleswig-Holstein, stellt sich mit et an Angel – ein Engel für Dich als ein „sozialkritischer“ Künstler vor. Jiři Keuthen nimmt gezielt Stellung zu menschlichen Bedingungen, zu Stimmung, Klima und Atmosphäre unserer Zeit und provoziert dort, wo gängige Argumente verhallen. Es beeindruckt, dass Jiri Keuthen sich persönlich dort engagiert, wo Menschen seine Unterstützung brauchen, wo sein soziales Engagement und seine künstlerische Kompetenz besonders gefragt ist. Jiři Keuthen zeichnet sich durch eine ungebrochene Authentizität und künstlerische Kraft aus.
Jürgen Raap: „Es geht um Werte wie Nächstenliebe und Solidarität.„
Der Schriftsteller Jürgen Raap, aus: ,Notizen zum künstlerischen Konzept Jiři Keuthens’, aus dem Katalog Gemälde, Schriftbilder, Objekte 1983-1992, Hsgb. vom Mittelrhein-Museum, 1992 schreibt für den Maler:
„Anders als manche ,Mainstream’-Kunst sind Keuthens Arbeiten nicht mit flüchtigem Blick konsumierbar. Seit 1987 entwickelten sich aus Scharaden, den Silbenrätselbildern, Konzepte mit Malerei und Installation, die auf Spiegelschrift aufbauen. ,Reflektion’ meint hier im doppeldeutigen Sinn intellektuelle Analyse und optische Bespiegelung gleichermaßen. Die Bilder können sozusagen geklappt werden, und als Möglichkeit des ,Sich-selbst-Bespiegelns’ mündet das Wahrnehmungsangebot in ein höchst eigentümliches Verhältnis zwischen Exponat und Betrachter.“