Die drei Malerhemden von Jiři Keuthen in der großen Sonderausstellung | Courtesy Krüger Gallery.
Mit einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst knüpft das Museum am Dom an die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 an und möchte den Impuls dieser Wallfahrt weiterführen.
Zeitgleich mit der Wallfahrt hatte das Museum Rückblick auf 500 Jahre Wallfahrtsgeschichte gehalten und das Heilig-Rock-Motiv in unzähligen historischen Formen, die der Vergewisserung des Erlebten dienten, zusammengetragen. Die Form des Heiligen Rockes ist eine Urform, eine archetypische Kurzform für Gewand und Bekleidung schlechthin. Als solches universelles Zeichen ist es für viele Deutungen offen. Die diesjährige Ausstellung möchte deshalb den Blick noch einmal weiten und das Motiv „Gewand“ in einen größeren Sinn- und Deutungszusammenhang stellen, der über den Bezug zum Heiligen Rock und zur letztjährigen Wallfahrt hinausgeht. Das Thema „Gewand“ beschäftigt Künstler in unterschiedlichster Weise und wird von ihnen auf seine existentiellen Tiefen hin ausgelotet.
Neben Arbeiten, die die Verbindung zur Wallfahrt 2012 herstellen, wie der inzwischen gebundenen „Roboterbibel“ oder den bereits das geistliche Vorbereitungsjahr begleitenden Pilgerstäbe, zeigt die Ausstellung Arbeiten aus verschiedenen Zusammenhängen. So thematisiert eine Reihe von Arbeiten (R. Clemens, G. Hubert, F. Cataldi) die Frage der Echtheit, oder besser gesagt die Frage nach dem Wesensmerkmal der Reliquie „Heiliger Rock“: Ist sie nicht eher Kunstwerk und die ganze Wallfahrt eine große Kunstaktion?
Das Gewand als „letztes Hemd“, das für radikalen Einsatz des Lebens steht, wird in den Arbeiten Jiři Keuthens zur eindringlichen Mahnung, während es bei Klaus Staeck zum Zeichen für die Herabwürdigung eines Menschen ins Bild gesetzt ist. In Anspielung an den heiligen Martin bringt Norbert Nolte den Gedanken des Gewand-Teilens ins Spiel: erschöpft es sich nach einmaliger Teilung oder vervielfacht es sich beim Teilen?
Darüber hinaus kann das Gewand verhüllen und enthüllen, es kann bergen und schützen, sein Verlust stellt bloß, es ist wie eine zweite Haut oder Behausung. Dieser Aspekt findet sich in den Arbeiten von Veldhues/Schumacher und Lukas Brauckmann, aber auch bei Lena Knilli, die Kirchen- und Körperraum in einen stets vieldeutigen Zusammenhang setzt, der Verletzlichkeit und Intimität bis hin zur Schuld assoziieren kann.
Schließlich zeigt die Ausstellung erstmals die Arbeiten von zwei Künstlerinnen, die im letzten Jahr die Wallfahrt auf Einladung des Bistums begleitet und künstlerisch verarbeitet haben: Fotoarbeiten der bolivianischen Fotografin Sandra Boulanger sowie ein Gemälde der US-amerikanischen Malerin Nancy Lamb. Sandra Boulanger zeigt uns in ihren Arbeiten einen ungewohnten Blick auf die Wallfahrt und die Wallfahrer. Wie bei einem gotischen Glasfenster leuchten uns die Aufnahmen, die sie von oben – aus dem Gewölbe des Trierer Domes – vom Geschehen um den Altar gemacht hat, entgegen.
Vertreten sind Arbeiten von Sandra Boulanger (Bolivien), Nancy Lamb (Fort Worth), Francesca Cataldi (Rom), Klaus Staeck, Ruth Clemens, Lena Knilli (Wien), Norbert Nolte, Gisela Hubert, Bernhard Maria Müller, Katharina Veldhues/Gottfried Schumacher, Jiři Keuthen und Lukas Brauckmann.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.