Kunstwettbewerb Bundesgartenschau 2011 – Koblenz verwandelt | Heike Krüger

Hero image: Bundesgartenschau 2011 – Koblenz verwandelt, Auslobung Kunstwettbewerb, Lageplan Bespielung

➽ Konzept Kunstwettbewerb Bundesgartenschau 2011 – Koblenz verwandelt © Heike Krüger

Stefan Löhr | 1 | Baumtasche am Konrad-Adenauer-Ufer
Werner Bitzigeio | 2 | Rasenflächen am Pegelhaus
Gemeinschaftsarbeit | 3 | Rheinstufenanlage
Heike Krüger | 4 | Mole Pfaffendorfer Hafen
Kyra Spieker | 5 | Festungshang Ehrenbreitstein

Fünf Orte Fünf Elemente Ein Werk

Konzept

Ziel der gemeinschaftlichen Arbeit ist es, mit einem übergeordneten Konzept aus individuellen Leistungen ein Gesamtwerk entstehen zu lassen. Das Ergebnis unserer Auseinandersetzung mit dem Leitgedanken der BUGA 2011 – Koblenz verwandelt, ist die Bespielung von fünf Orten, die zum Verweilen, Schauen, Erleben und Mitmachen einladen. Die Werke stehen visuell und inhaltlich in direktem Zusammenhang und vernetzen die Orte thematisch wie auch räumlich.

Die Elementen-Lehre bildet die Grundlange unseres Kunstkonzepts. Die Elemente im Einzelnen, wie auch ihre Verbindung untereinander in ihrem ewigen sich wandelnden Zyklus, sind wesentliche Aspekte der gemeinschaftlichen Projektarbeit für die Teilnahme am ausgeschriebenen Wettbewerb der BUGA Koblenz 2011 GmbH für Künstler aus Rheinland-Pfalz.

Alles in der Natur hängt von einander ab. Um dies zu visualisieren, enthält jede Arbeit, jeder bespielte Ort, Teile des anderen. Die Kunstwerke verbinden sich zu einem Ganzen und fließen wieder auseinander in der Betrachtung als Einzelobjekte. Der Besucher wandelt, verweilt, nimmt auf und trägt weiter von Ort zu Ort.

Die Elemente sind nicht im Sinne von Bestandteilen, sondern als Aspekte eines dynamischen Ablaufes zu sehen, der als zyklisch erlebt wird. Die östliche Elementen-Lehre untersucht die Gesetzmäßigkeiten, nach denen dynamische Prozesse (Wandlung) im Bereich des Lebendigen ablaufen, betont also Werden,Wandlung und Vergehen. Die fünf Elemente Baum, Erde, Feuer, Wasser, Metall stellen Phasen von Prozessen oder Aktionsqualitäten dar.

Auch unsere westliche Lehre kennt fünf Elemente. So fügte Aristoteles den üblichen vier Elementen Wasser, Feuer, Erde, Luft als Quintessenz den Äther hinzu. Den ausgeschriebenen Standorten ordnen wir wie folgt zu:

Baumtaschen am K-A-Ufer | 1 Luft

Rasenflächen am Pegelhaus | 2 Erde

Rheinstufenanlage | 3 Äther

Mole Pfaffendorfer Hafen | 4 Wasser

Festungshang Ehrenbreitstein | 5 Feuer

Mit unseren Kunstbeiträgen setzen wir uns mit den Themen Umwelt und Natur(-schutz) auseinander, befassen uns mit der Zeitgeschichte und der Historie der Region sowie der Stadt und nehmen direkten Bezug auf die vorliegende Architektur, Kultur und das Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal.

In unserer ersten gemeinsamen Projektarbeit steht der Mensch im Mittelpunkt. Denn er ist es, der alle Elemente vereint, der aufnimmt, wandelt, verwandelt. So wie die kommunikative Leitidee „Koblenz verwandelt“, soll auch unsere Arbeit dazu beitragen, die Wahrnehmung der Besucher der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz zu verändern, zu weiten und zu bereichern.
Ein Werk.


Stefan Löhr | 1 | Baumtasche am Konrad-Adenauer-Ufer

atmende Bäume LUFT

Klangkunst

Die Klanginstallation stellt die Umwelt und den Menschen in seiner Abhängigkeit von einer intakten, gesunden, frei atmenden Natur in den Mittelpunkt. Die Atmung ist unser Lebensrhythmus – das stetige Ein- und Aus verläuft oft unbewußt, wie auch die uns umgebenden Geräusche oft unbewußt aufgenommen werden.

Die hier vorgestellte Arbeit ist eine ortsspezifische Klanginstallation. In ihr werden vor Ort aufgenommene Klangmaterialien soweit verändert, dass ihre Herkunft nur ansatzweise zu rekonstruieren ist mit dem Ziel, eine abstrakte, aber dennoch vertraut wirkende Klanglichkeit aus den konkreten Klangmaterialien zu gewinnen. Dabei werden einerseits Geräusche verarbeitet, die sich in der über 2000jährigen Stadtentwicklung von Koblenz nicht oder nur wenig geändert haben – Klänge des vorbeifließenden Rheins, das Rauschen des Windes in den Wipfeln der alten Platanen, das Rascheln der Blätter etc. – andererseits aber auch Geräusche, die typisch sind für die vom Menschen gemachte urbane akustische Umgebung, in der wir heute in Koblenz leben.

atmende Bäume LUFT | Stefan Löhr, Klangkunst, Kunstwettbewerb Bundesgartenschau 2011

Die Klanginstallation Wie minimalistisch gestaltete akustische Nester wirken die fünf leichten Lautsprecherobjekte, eines für jede Platane innerhalb der für die Installation ausgewählten Baumtasche. Durch runde Scheiben aus grün-transparentem Acrylglas mit fluoreszierendem Rand, ca. 80 cm Durchmesser, werden Zylinder durchgesteckt, an deren unteren Enden die Lautsprecher, ca. 10 cm Durchmesser, wassergeschützt verbaut sind. Die Lautsprecherobjekte werden jeweils im Zentrum einer Platane in sechs bis acht Metern Höhe unter Verwendung von drei möglichst unauffällig zu platzierenden Spanngurten befestigt. Die Kabelführung zu den einzelnen Lautsprechern verläuft versteckt etwas oberhalb in den Bäumen, von wo aus einzelne Kabel zu den jeweiligen Lautsprecherobjekten herabgeführt werden (ein Kabel pro Baum). Die Audiotechnik ist in einem kleinen (30 cm x 50 cm x 30 cm) gesicherten Kasten untergebracht, der am oberen Ende einer den Platanen nahestehenden Laterne montiert ist, deren Stromversorgung auch für die Installation genutzt werden kann. Die Installation läuft autonom und Zeituhr gesteuert, d. h. nachts wird der Lautstärkepegel abgesenkt oder die Installation wird, wenn nötig, komplett stumm geschaltet.


Werner Bitzigeio | 2 | Rasenflächen am Pegelhaus

fruchtbarer Kokon ERDE

Objektkunst

Werner Bitzigeio nennt seine Objekte Kokons, sie verkörpern die metamorphische Entwicklung der Zeit. Seine semi-transparenten, mit thermoplastischem Material bespannten Objekte aus Draht scheinen förmlich aus der Erde heraus zu wachsen und führen doch auch gleichermaßen wieder in sie hinein. Wie ein Hörrohr muten sie an, mit dem man in das tiefste Innere der Erde hineinhorchen kann, das sich tunnelartig eingräbt und im Dunkeln verliert. Und umgekehrt könnten sie auch ein Sprachrohr für das Innerste sein, ein Austritt, eine Öffnung – ein Durchgang!

fruchtbarer Kokon ERDE | Werner Bitzigeio, Objektkunst, Kunstwettbewerb Bundesgartenschau 2011

Objektinstallation Auf den Rasenflächen des Pegelhauses positioniert, nehmen die bis zu 450 cm hohen Objektinstallationen Bezug auf die fruchtbare Entwicklung und das Wirtschaftswachstum von Koblenz. Vor Jahrhunderten war das Rheinkranhaus eine Umladestation für ein- und abgehende Waren, die über die zwei wichtigen europäischen Verkehrswege Rhein und Mosel transportiert wurden. Damals wie heute sind das Pegelhaus und die Flächen um die alte Ladestation Treffpunkt für Menschen, ein Ort des Austausches und der Kommunikation. Herrliche Aus- und Ansichten am Ufer laden ein zum Verweilen und Schauen. Flußabwärts schweift der Blick hinüber nach Ehrenbreitstein und hinauf zur Festung, dem Monument traditionsreicher Vergangenheit und historischer Bedeutung. Von Weitem leuchten die fluoreszierenden Konturen der Blütenkrone |5| des Johannisturms. Wendet sich der Blick nach Süden und schaut man stromaufwärts, so gibt einem der auf einen zufließende Strom ein Gefühl von sich Nahendem, Zukünftigem. Das Farbenspiel der Wasserwand |4| auf der gegenüberliegenden Mole des Pfaffendorfer Ufers fängt den Blick des Betrachters ein.


Gemeinschaftsarbeit | 3 | Rheinstufenanlage

unendlicher Raum ÄTHER

Konzeptkunst

Der Lichtpunkt ist die gemeinsame Arbeit aller Künstler. Er ist die Seele, die inhaltliche Sammlung, die Konzentration und die Verschmelzung aller anderen vier Installationen. Hier steht nicht das Kunstwerk an sich im Vordergrund, sondern seine Bezugnahme ist vorrangig.

Das Objekt dient nur als Träger, das Wesentliche der Installation ist der Mensch. Er steht im Zentrum dieser Inszenierung, ja – er selbst wird zum Kunstwerk. Der Mensch ist es, der alle Elemente in sich vereint, er nimmt sie auf, verwandelt sie und trägt sie weiter, von Ort zu Ort. Der Mensch ist das wichtige Bindeglied aller Kunstinstallationen. Lichtinstallation Der Lichtpunkt ist ein in den Boden bündig eingebauter Zylinder mit einem Durchmesser von ca. 80 cm und einer Einbautiefe von etwa 15 bis 20 cm. Boden und Wandung sind aus ca. 10 mm starkem Metall, innen komplett mit Spiegelfolie beklebt. Die Füllung des Kreises besteht aus senkrecht montierten fluoreszierenden Acrylglasscheiben. Das Material erhält durch die umgebende Spiegelfolie ein Maximum an Lichtreflextionen. Alle Farben (primäre Lichtfarben Rot, Blau und Grün) der anderen Arbeiten werden verwendet und vermischen sich – wie im additiven Verfahren entsteht in der Mischung Weiß – das Licht, der Äther. Verwendet werden die ,Reste‘ aus unseren Arbeiten, das heißt, für die Bestückung werden Abschnitte aus der Herstellung der vier anderen Arbeiten genutzt. So ist der Lichtpunkt ein ,Recycling-Produkt‘ unseres Projekts. Abgedeckt wird das Objekt mit einer begehbaren Sicherheits-Glasplatte, die transparente Leichtigkeit vermittelt.

unendlicher Raum | ÄTHER, Konzeptkunst, Kunstwettbewerb Bundesgartenschau 2011

Konzept Der Lichtpunkt befindet sich direkt vor den Rheinstufen, oberhalb der höchsten Stelle der Wand, auf der sich unterhalb das vorgesehenen Zitat befindet. So wird der Lichtpunkt zur Akzentuierung des Zweizeilers und ist gleichzeitig einer der schönsten Aussichtspunkte oberhalb des Stroms.


Heike Krüger | 4 | Mole Pfaffendorfer Hafen

ewiges Spiel WASSER

Interaktionskunst

Die Wasserwand auf der Mole Pfaffendorf ist ein interaktives Kunstobjekt. Installation Die Wasserwand besteht aus einem Metallrahmen aus Rundrohren in einem Format von 460 cm B x 340 cm H plus einem Bodenabstand von 100 cm. Geringes Gewicht und Luftwiderstand erlauben ein flaches Fundament (ca. 40 cm tief). Über die vier Seiten werden weiche, farbige, transparente PVCFoliebänder umlaufend gespannt. Horizontal laufen fünf, vertikal acht Bänder einzeln drehbar über Führungswalzen. Die verwendeten Farben sind Weiß, Hellgrün, Hellblau, Dunkelblau und einige Teilabschnitte sind transparent. Farbakzente bilden Rot, Orange und Gelb. Die Folien lassen sich leicht verarbeiten, schneiden, nähen und auch verkleben. So können verschiedene Stücke miteinander verarbeitet werden. Material und Farben korrespondieren mit denen der vier anderen Installationen.

Die wie ein Fließband umlaufenden 40 cm breiten Folienstreifen symbolisieren den ewigen Kreislauf des Wassers, in dem nichts verloren geht. Die Bänder, die über- und untereinander hindurch laufen, werden über Transportwalzen geführt. Kinderleicht ist die Bedienung der Handkurbeln, die die Bänder in Bewegung setzen. Dadurch wird nicht nur die Position einzelner Bänder verändert, sondern es ändert sich die Gesamterscheinung der Wasserwand, deren Information sowie ihr Zustand. Jedoch der Inhalt bleibt immer der gleiche, er stellt sich nur durch immer neue Kombinationen ständig anders dar.

ewiges Spiel WASSER | Heike Krüger, Interaktionskunst, Bundesgartenschau 2011

Die Interaktion Für die Besucher aller Uferseiten ist das Wechselspiel der Farben ein Blickfang. Durch Überlagerungen der transparenten Folien entstehen immer neue Farbmischungen. Doch die Besucher der Mole können noch viel mehr entdecken und erleben, denn die Folienstreifen sind mit einfarbig schwarzen Illustrationen bemalt und führen den Beobachter auf teils auf humorvolle Art und Weise durch das umfassende Thema Wasser. Dabei wird der Besucher zum Akteur und zum Botschafter der aufgenommenen Informationen. Über die Handkurbel werden die Bänder bespielt. Alle Bereiche des Wasser werden illustriert: die Entstehung des Lebens, der Mensch und seine Beziehung zu Wasser, die Natur und das Wasser, das lebendige Wasser, Klima, Wirtschaft, Industrie, Wasser als Produkt, als Ware, Trinkwasser,Waschwasser und so weiter. Dabei bildet die Nähe zum Rhein, eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt, seine Entstehung, seine wirtschaftliche Bedeutung und der Bezug zur Rheinromantik einen Schwerpunkt.


Kyra Spieker | 5 | Festungshang Ehrenbreitstein

lebendige Kraft FEUER

Baukunst

Kyra Spiekers Skulptur besteht aus einem sich wiederholenden Modul einer abgekanteten Ellipse. Die Form der Ellipse „atmet“ zwischen zwei verschieden großen Radien und stellt somit ein Sinnbild für Rhythmus und Wachstum dar. Die Farben Orange und Rot symbolisieren das Element Feuer, symbolisieren die kraftvolle Energie, die von dem Felsen ausgeht, und sie korrespondieren mit den Farben der Festungsanlagen. Die Installation Die Skulptur besteht aus fluoreszierendem Acrylglas, kaschiert zu 11mm Stärke. Der Durchmesser beträgt sieben Meter, die Höhe liegt bei zwei Metern. 16 Ellipsen sind untereinander mittels einer Edelstahlkonstruktion verbunden und befestigt. Die komplette Skulptur wird auf einem Gerüst geständert.

Die Statik, die Tragfähigkeit des Bauwerks, Verkehrssicherheit wie auch die starken Thermiken am Felsen werden natürlich bedacht. Die Verankerung wegen der Windkräfte erfolgt durch Spanngurte am Turm direkt bzw. durch Seilzüge im Gelände. Sollten Gründe gegen eine Installation auf dem Turm sprechen, sind ebenso alternative Standorte entlang der Seilbahnachse möglich.

lebendige Kraft | Feuer | Kyra Spieker, Baukunst, Bundesgartenschau 2011

Der Charakter Mächtig und kraftvoll baut sich der Festungsfelsen mit einer Höhe von 118 Metern vor den Augen der Besucher auf. Dynamisch aufstrebend ist das Schiefergestein gefaltet. Die ganz Kraft und Energie strebt nach oben, wie auch der Blick der Besucher.